Ende vergangenen Jahres erhielt unser neurologisches Gangcenter Zuwachs in Form eines weiteren G-EO System®-Gangtrainers. Aufgrund der großen Erfolge, die wir in der Anwendung dieser Geräte im Rahmen der medizinischen Rehabilitation feiern, wurden wir vom Hersteller, der Schweizer Firma Reha Technology AG, als Centre of Excellence ausgezeichnet. Nachstehend finden Sie einen ausführlichen Bericht zu Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten der Geräte.
Seit Anfang November 2014 sind sie in der Klinik Bavaria im Einsatz. Jeweils über 4 m lang, ca. 900 kg schwer, tragen die Geräte in unserem NeuroZentrum maßgeblich zur Therapie der Patienten bei. Schreckhaftere Gemüter seien ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich hierbei nicht um einen überdimensionierten Therapeuten aus Fleisch und Blut handelt. Vielmehr haben wir uns zur Anschaffung mehrerer robotischer Gangtrainer entschlossen.
Die doch recht stattliche Maschine zieht sofort neugierige Blicke auf sich. Das G-EO System Evolution, wie der vollständige Name des von der Schweizer Firma Reha Technology AG entwickelten und gefertigten Geräts lautet, hat nun endlich seinen Platz in unserem NeuroZentrum gefunden und wird seit mehreren Wochen in der Behandlung eingesetzt. Es gilt als das momentan modernste robotergestützte Gangrehabilitationssystem weltweit. Insgesamt sind rund um den Globus ca. 40 Systeme im Einsatz, drei davon in Deutschland. Auf den ersten Blick erinnert das G-EO System Evolution entfernt an einen futuristischen, stark vergrößerten Crosstrainer, wie man ihn üblicherweise in Fitnessstudios vorfindet. Trotz dieser oberflächlichen Ähnlichkeit könnten die Unterschiede kaum größer sein, handelt es sich bei unserem Gangtrainer doch um ein roboterbetriebenes und softwaregesteuertes High-End-Gerät zum therapeutischen Einsatz.
Gute Einsatzmöglichkeiten insbesondere bei neurologischen Patienten
Konzipiert wurde das Gerät ursprünglich zur Behandlung von Schlaganfallpatienten. Aufgrund der hervorragenden Ergebnisse in der Praxis wird der Gangtrainer mittlerweile auch in der Therapie anderer Erkrankungen wie Morbus Parkinson, infantiler Zerebralparese, bei Rückenmarksverletzungen, Schädel-Hirn-Traumata sowie nach orthopädischen Operationen und Amputationen eingesetzt. Gerade die neurologischen Erkrankungen und Verletzungen ziehen oftmals Lähmungserscheinungen nach sich, die den Betroffenen stark einschränken. Gemäß den Erkenntnissen aus der neurologischen Forschung spielt die Aktivierung der beeinträchtigten Extremitäten für eine erfolgversprechende Rehabilitation eine Schlüsselrolle. Zudem gilt es, verlorene Fähigkeiten im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung möglichst weitgehend wiederzuerlangen, z. B. über die Einübung von Gangmustern.
Aufgrund der großen Erfolge, die wir in der Anwedung dieser Geräte im Rahmen der medizinischen Rehabilitation feiern, wurden wir vom Hersteller als Center of Excellence ausgezeichnet.
Individuell und multifunktionell
In dieser Behandlungsphase kann das G-EO System Evolution die Therapeuten effektiv unterstützen. Wie in den Abbildungen ersichtlich wird, werden die Füße des Patienten während der Anwendung mit Hilfe der Fußplatten – also Vorrichtungen, die dem Fuß Halt geben – geführt. Der softwaregesteuerte Antrieb der Maschine setzt das gesamte Bein in Bewegung. Auf diese Weise können verschiedenste Gangarten und -muster simuliert werden. Das Leistungsspektrum des G-EO Systems umfasst jedoch nicht nur Simulation, sondern auch Unterstützung bzw. gezielte Erhöhung des Widerstands zum fortgeschrittenen Muskelaufbau. Je nach Patient und gewähltem Modus passt sich der Gangtrainer den individuellen Fähigkeiten an. Entsprechend werden Betroffene mit stärker ausgeprägten Lähmungserscheinungen tendenziell eher den passiven Modus nutzen, d. h. Software und Robotik des G-EO Systems geben dem Patienten die notwendige
Unterstützung und setzen dessen untere Extremitäten in Bewegung. Selbst bettlägerige Patienten können dadurch mobilisiert werden, natürlich nur sofern ihre Vitalfunktionen dies zulassen. Auf diese Weise kann den Betroffenen wieder ein Gefühl für aufrechten Gang vermittelt werden. Die Angst vor Stürzen ist unbegründet, da der Gangtrainer mit Haltegurten und sonstigen stabilisierenden Vorrichtungen ausgestattet ist. In den aktiven Modi erkennt eine Software Eigenarten bzw. Schwächen im Gangmuster, worauf die Robotik mit einer Anpassung von Unterstützung bzw. Widerstand reagiert. Wiederum einzigartig ist darüber hinaus die Fähigkeit des G-EO System Evolution, Treppensteigen nachempfinden zu können – sowohl aufwärts als auch abwärts.
Die aus den Anwendungen und Simulationen gewonnenen Bewegungsdaten können aufgezeichnet und analysiert werden, was Therapeuten und Ärzten Rückschlüsse über die Fortschritte des jeweiligen Patienten erlaubt. Doch bereits während der Benutzung ist Feedback möglich. Der Gangtrainer ist mit einem Monitor ausgestattet, der dem Patienten ein visuelles Szenario zur Verfügung stellt. Konkret heißt das, dass der Betroffene zeitgleich mit der therapeutischen Anwendung über seine Leistung und Bewegung in Kenntnis gesetzt wird. Ferner ist es durch diese Technik möglich, Umgebungen und Landschaften per Bildschirm wiederzugeben, die – Schritt für Schritt und in Echtzeit – durchquert werden.
Kein Ersatz für Therapeuten, sondern ein Hilfsmittel
Bei allen Fähigkeiten, die der G-EO System Evolution mitbringt, trotz seines erwiesenermaßen vorhandenen medizinischen Nutzens und unabhängig von seinen vielfältigen technischen Finessen und Einsatzgebieten muss dennoch in aller Deutlichkeit ausgesprochen werden: Der Gangtrainer kann die Therapeuten nicht ersetzen. Allerdings ist dies auch gar nicht seine Aufgabe. Vielmehr soll durch maschinelle Unterstützung das Handlungsspektrum der Therapeuten erweitert bzw. ergänzt werden. Ohnehin ist ein Betrieb des Gerätes ohne das Beisein einer therapeutischen Fachkraft nicht vorgesehen. Jederzeit behält der Therapeut die Kontrolle über den Gangtrainer, kann manuelle Feinjustierungen vornehmen oder die Behandlung abbrechen.
„Das Zusammenspiel der Kompetenz unserer Physiotherapeuten mit der feinen Sensorik sowie dem automatisierten Betrieb des G-EO System Evolution bietet vielversprechende Ansätze in der Rehabilitation, gerade bei neurologischen Patienten“, freut sich Dr. Franz Xaver Weilbach, Chefarzt des Fachbereichs Neurologie über die Neuanschaffung. „Dieses Gerät wird eine zentrale Rolle im therapeutischen Betrieb unseres Ganglabors spielen. Denn wer gehen lernen will, muss auch gehen“, blickt der Chefarzt weiter in die Zukunft.
Bei den Patienten kommt das G-EO System jedenfalls gut an. Zwar zeigten sich anfangs z. T. leichte Berührungsängste. Diese wurden jedoch in der Regel nach kurzer Zeit abgelegt.
Die Neugier sowie die motivierende Erfahrung, sich nach teilweise langer Inaktivität wieder in der Aufrechten zu bewegen, überwogen und trugen zur positiven Resonanz des Geräts bei. Wir freuen uns darauf, weiterhin erfolgreiche Therapien mit dem Gangtrainer durchführen zu können. Seinen Platz hat er jedenfalls für die kommenden Jahre gefunden.










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