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Die Fähigkeit zu gehen ist für viele Menschen gleichbedeutend mit Selbstständigkeit. Man ist mobil, kann sich eigenständig von A nach B bewegen und ist nicht auf die Unterstützung anderer bzw. auf Hilfsmittel angewiesen. Wie schnell diese zentrale Fähigkeit verloren gehen kann, zeigt das Beispiel unseres ehemaligen Patienten Stephan. Auf welche Art und Weise er wieder auf die Beine kam und was die NASA damit zu tun hat, verraten wir Ihnen in diesem Beitrag.
Ein Tag im März 2015: Stephan ist mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit. Routine, nichts Besonderes. Wie an gefühlten 1000 Tagen zuvor. Dann der Augenblick, mit dem die Routine ihr jähes Ende nehmen sollte. Für die nächsten Monate. Ausnahmezustand. Stephan geriet unverschuldet in einen schweren Frontalzusammenstoß. Als Polytraumapatient ist die Liste seiner Verletzungen zu lang, um sie hier detailliert aufzuzählen. U. a. erlitt er z. T. komplexe Frakturen mehrerer Rippen, Wirbel und des Beckens, zudem Schädigungen verschiedener Sehnen und Nerven. Nach seiner Akutbehandlung wurde Stephan am 30. März 2015 in die Klinik Bavaria überführt, um eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme anzutreten. Zu diesem Zeitpunkt war er noch immobilisiert, d. h. bettlägerig. Selbst eigenständiges Sitzen war in dieser Phase nicht möglich.
Im Verlauf der bis Anfang Juli 2015 andauernden Rehabilitationsmaßnahme verbesserte sich Stephans Allgemeinzustand stetig. Verschiedene ergo- und physiotherapeutische Anwendungen sorgten dafür, dass sich auch Fortschritte im Hinblick auf die Mobilität des Patienten einstellten. Gemäß einer Politik der kleinen Schritte war Stephan zunächst wieder in der Lage, eigenständig aufrecht zu sitzen. Daraufhin wurde er über den Einsatz verschiedener Hilfsmittel wie den Gehwagen oder Unterarmgehstützen wieder langsam ans Gehen herangeführt. Zum Abschluss der stationären Rehabilitationsmaßnahme konnte Stephan mit Hilfe von Unterarmgehstützen zwar langsam, aber selbstständig bereits respektable Strecken zurücklegen. Dennoch blieben weiterhin Taubheitsgefühle im linken Unterschenkel bestehen, die ihn beim Gehen stark einschränkten.
Im Anschluss an den stationären Aufenthalt, setzte Stephan seine Behandlung ambulant bis Ende Dezember 2015 in der Klinik Bavaria fort. Angesichts seiner nach wie vor bestehenden Beschwerden erhielt Stephan Anwendungen an einem zum damaligen Zeitpunkt neu angeschafften Trainingsgerät: Dem AlterG Anti-Schwerkraft-Laufband.
NASA-Technologie zum Einsatz in der Rehabilitation
Bei dem in den USA entwickelten Gerät handelt es sich im Prinzip um ein Laufband, wie man es etwa aus Fitnessstudios kennt. Es können Geschwindigkeiten bis zu 19 km/h eingestellt werden. Zudem lassen sich Neigungen bis 15 % sowie das Rückwärtslaufen simulieren. Der entscheidende Aspekts des Geräts ist jedoch dessen Fähigkeit, anhand der Verwendung von Überdruck eine Gewichtsentlastung von bis zu 80 % des Körpergewichts herzustellen.
Der Patient erhält eine besondere Hose, die luftdicht mit einer Kammer verbunden werden kann. Der Oberkörper bleibt dabei außerhalb, während sich die Extremitäten hüftabwärts in der Kammer befinden. In dieser wird dann durch ein Gebläse ein Überdruck erzeugt, der exakt nach den Bedürfnissen und der Leistungsfähigkeit des Patienten eingestellt werden kann. Angesichts dieser neuen Möglichkeiten in der Rehabilitation zeigte sich auch Dr. Dirk Keßler, Chefarzt unseres orthopädischen Fachbereichs, begeistert: „AlterG bietet hervorragende neue Therapiemöglichkeiten. Mit seiner hochmodernen Technik können Patienten, die ihre Beine nach Operationen nicht belasten dürfen, beim Gangtraining stufenlos entlastet werden – und dennoch in normaler Schrittfolge, also physiologisch, gehen. Nahezu wie schwerelos. Das Antischwerkraftlaufband hält, was es verspricht.“
Auf diese Art und Weise kann aufrechter Gang oder auch schnelleres Laufen sehr schonend trainiert bzw. neu erlernt werden. Gerade Patienten, die angesichts längerer Bettlägerigkeit unter Muskelschwund oder wie Stephan unter Lähmungserscheinungen leiden, können durch die Gewichtsentlastung früher und damit effektiver mit dem Gangtraining beginnen. Die Gefahr zu stürzen kann durch die stabilisierende Wirkung des Corpus nahezu ausgeschlossen werden.
Die eingesetzte Technik basiert auf Entwicklungen der US-Weltraumagentur NASA, die nach einer Möglichkeit zur Schulung der Bewegung ihrer Astronauten in der Schwerelosigkeit suchte. Schnell wurde auch die Eignung zum Einsatz in Sport und Medizin erkannt. Das Spektrum deckt vielfältige Krankheitsbilder aus den Bereichen der Orthopädie, aber auch der Neurologie ab.
Als wir Stephan kurz vor seiner Entlassung trafen, erklärte er uns die Funktionsweise, Einstellmöglichkeiten sowie den Ein- und Ausstieg detailliert und zeigte sich versiert im Umgang mit dem Gerät. Mit dem Gehen klappt es inzwischen bereits deutlich besser. „Ich kann zwar nicht exakt beziffern, welchen Anteil AlterG an meinen Fortschritten hatte. Gebracht hat‘s aber auf jeden Fall einiges, allein schon für das Gefühl“, zog unser Patient kurz vor seiner Entlassung schon einmal Bilanz. Wir wünschen Stephan alles Gute für seine weitere Genesung und hoffen, vielen weiteren Patienten mit AlterG wieder auf die Beine helfen zu können.









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